Ihr Bürgerbote
kleine Geschichten von der Ostsee.
von Siegfried Kümmel
Es gab zur damaligen Zeit schon eine Ferien- und Freizeitanlage in dieser kleinen Gemeinde, die unweit des Strandes und direkt an der herrlichen Ostsee lag.
Im Jahre 1957 wurde diese Ferienanlage mit einem großem Kulturhaus gebaut und mit vielen Zimmern für die Urlaubs- und Feriengäste in verbundenen Gebäuden den Erholungssuchenden des FDGB bereitgestellt.
Die Anlage wurde zu einem Mittelpunkt der sich erholenden Arbeiterschaft inmitten des Ortes. Hier schlug der Puls der Zeit, hier war Leben. Hier, in dieser durch den seinerzeitigen FDGB hergerichteten Begegnungsstätte, fanden Tanzveranstaltungen, künstlerische Vorführungen und viele vergnügliche Feste für die Urlauber und für die Bürger der Gemeinde statt.
Ein großer Campingplatz gehörte mit zur gesamten Anlage und mit zu dem Angebot der Unterkünfte des FDGB. Viele Bürger der Gemeinde fanden hier Arbeit und sie waren für das Wohlbefinden der Gäste mit verantwortlich.
Doch es kam auch hier die Wende, deren örtliche Auswirkungen und ihre Folgen.
Merkwürdige Gedanken so einiger „Macher“ aus dem Ort kamen an den Tag und diese steuerten die Entwicklung, die Verwendung, das Geschäft für die Immobilie von nun an.
Statt die Liegenschaft komplett in die Verfügung der Gemeinde zu nehmen und hierdurch das Leben am Standort zu erhalten, Arbeitsplätze zumindest zu Teilen weiterhin zu sichern, praktizierte man unter Mitwirkung der Gemeinde und ihrer „Macher“ die Zerlegung der Liegenschaft.
Man verschaffte dubiosen Investoren den Vortritt für den Erwerb der Gebäudetrakte nebst Grundstücke und kaufte sich bei diesen für „richtiges Geld“ ein Miteigentum für den gewerblichen Betrieb der Gemeinde, einem Kurbetrieb. Nun konnte sich die Gemeinde als ein stolzer Eigentümer fühlen, war sie Miteigentümer von einer aus gesamt 26 aufgeteilten Wohn- und Gewerbeeinheiten.
Damit der Geldfluss auch hier seinen „richtigen Weg“ fand, wurden Fördermittel beantragt und mit ihrer Genehmigung auch vollständig, doch unkontrolliert verausgabt.
Da war es doch egal, dass vieles im Argen lag und das, wofür man bezahlt hatte, nicht fertig war. Hauptsache war, es geschah einiges für die Optik und für die örtlich politische Verwendbarkeit.
Der Aufteilungsplan für die Wohn- und Gewerbeeinheiten stimmte natürlich nicht mit der Baugenehmigung überein und die Teilungserklärung entsprach auch nicht dem Aufteilungsplan.
Die Nutzung des Gesamteigentums durch die Käufer ward dann nochmals eine besondere und individuelle Angelegenheit.
Es konnte auch hier das Ergebnis des Jahres als nicht ganz so positiv verbucht werden, da eine vollständige Fertigstellung natürlich nicht erfolgte und die tollen Investoren, so wie das auch in anderen Maßnahmen im Ort und zeitgleich geschah, mal so einfach Insolvenz anmeldeten.
Die gute Gemeinde aber stand und wie bereits bekannt, dank „guter Verträge und ohne Sicherheiten“ mal wieder im Regen. Objekt nicht fertig, Geld fort und draufzahlen aus der Gemeindekasse.
Damit der Betrieb der Gemeinde, also der Kurbetrieb, die Geschäfte zum Wohle der Urlauber zumindest dürftig wahrnehmen konnte, musste die Gemeinde noch einmal tief in die Tasche greifen.
Sie durfte die fehlenden Leistungen selber beauftragen und auch diese noch einmal selber bezahlen.
Der ganze „Spaß“ soll der Gemeindekasse damals zusätzlich mehrere 100.000 DM gekostet haben.
Doch wer da der Meinung war diese kleine Gemeinde unternehme etwas gegen die Verantwortlichen und nehme diese in die Pflicht und Haftung, der irrte kräftig. Die tolle Unterkunft wurde so zu einer peinlich totgeschwiegenen Bauruine.
Welcher der „Macher“ gestand da schon seine Mitschuld ein und unternahm etwas gegen sich?
Ihr Bürgerbote – 10. Ausgabe - Entwurf -- C2010 Siegfried Kümmels kleine Geschichten.
Die Orte der Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen und Ähnlichkeiten mit real existierenden Orten sind rein zufällig".