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Ihr Bürgerbote

kleine Geschichten von der Ostsee.

von Siegfried Kümmel

Es gab vor langer Zeit eine kleine Gemeinde, die über viel zu viel Geld meinte verfügen zu können. So soll das Gremium der Verantwortlichen auf den Gedanken gekommen sein, sich kurz nach der Wende und den vorliegend wirren Zeiten, der allgemeinen und hektischen Entwicklung anzuschließen und alle im Gemeindebereich für eine bauliche Nutzung scheinbar geeigneten Flächen durch einen guten Stadtplaner überplanen zu lassen.

Da die Nähe des schönen Ostseestrandes allen Spekulationen freien Raum ließ, soll aus diesem Grunde ein Bebauungsplan nach dem anderen ins „Leben“ gerufen und auf den guten Weg in die Genehmigungsrunde gebracht worden sein.
Mit dem guten Willen aller Beteiligter, erst klotzen und was dann von den Genehmigungsbehörden gestrichen wird ist immer noch groß genug, soll das über viele Flächen geplante Werk in die behördliche „Umlaufbahn“ gereicht worden sein.

Alle Verantwortlichen sollen hoch erfreut gewesen sein und weil das durch einen Architekten bemalte Papier auch sehr geduldig ward, konnten die so vielen geplanten Objekte schon den Zuzug an neuen Bürgern und der Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze erahnen lassen. Anno 1991 sollen die Sterne für die Gemeinde ja noch gut gestanden haben und auch die Anzahl der Förderer der richtigen Partei bildete in der Gemeindevertretung die Mehrheit, so dass für die vielseitig gemeindliche Entwicklung für eine so gute und weittragende Aktion zu dieser Zeit, die Anzahl an Stimmen der Förderer hoch genug gewesen sein soll.
Sogar der so aktive Architekt soll mit der an ihn ausgezahlten Summe, für seine damals bis dahin erbrachten Leistungen nach der Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure von über 800.000 DM, sehr zufrieden gewesen sein.

Alles schien gut und über einen bestimmten Zeitraum auch seinen rechten Gang gegangen zu sein.

Doch durch die zweite Kommunalwahl nach der Wende wurde im Jahre 1994 über das Wahlergebnis die Führung und Verantwortung dieser Gemeinde anderen Personen übertragen. Hinzu kam, dass die erwählten Kandidaten einer neu gegründete Partei im Orte die Meinungsbildung der Führungspartei mit unterstützte und in der Gemeindevertretung sich mehrheitlich die Interessen gegen die bisherigen Gedanken der gemeindlichen Entwicklung richteten.
Was städteplanerisch an Flächen gut überplant war, wurde ohne Rücksicht auf den Stand im Genehmigungsverfahren ganz einfach verworfen. Mit weggeworfen wurde so auch das viele und bis dahin an den Architekten gezahlte Geld. So gingen über 800.000 DM aus der Gemeindekasse und zum Leidwesen der Bürger mal einfach den „Bach“ runter, natürlich zuzüglich verbundener Kosten.

Doch damit nicht genug, für die kleine Gemeinde sollte es noch schlimmer kommen.

Der Architekt hatte mit der Gemeinde auf der Grundlage der HOAI einen schriftlichen Vertrag vereinbart, durch den bei einseitiger Kündigung durch die Gemeinde und ohne Rücksicht auf die noch zu erbringende Leistung, die vollständige Bezahlung zu erfolgen hatte. Die Gemeinde kündigte dennoch den Vertrag und verzichtete auf alle weiteren Architektenleistungen. Der Architekt meldete seine Ansprüche an. Die Gemeinde zahlte nicht, ein Klageverfahren folgte, die Gemeinde gewann nicht und hatte ohne jegliche Gegenleistung noch einmal über 800.000 DM zuzüglich aller Nebenkosten zu bezahlen.

Viel Wind im Lande und über 1.600.000 DM aus der Gemeindekasse für bemaltes Papier bezahlt.

Ein wahrhaft „tolles“ Geschäft.

Für die Einleitung neuer und viel besserer Geschäftsideen waren nun alle Wege wieder frei.



Ihr Bürgerbote – 13. Ausgabe - Entwurf -- C2010 Siegfried Kümmels kleine Geschichten.
Die Orte der Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen und Ähnlichkeiten mit real existierenden Orten sind rein zufällig.