Ihr Bürgerbote
kleine Geschichten von der Ostsee.
von Siegfried Kümmel
Da sollten doch kluge Rechner vor einiger Zeit eine Kostenaufstellung für das Ermitteln von Gebühren zusammenstellen, die nichts weiteres beinhalten sollte, als nur eine Sammlung tatsächlich entstandener Kosten für eine bestimmte Einrichtung von zu erbringender Leistung in ihrem Ort. Wind und Wellen waren da nicht gefragt, nur die Leistung sollte zählen.
Dazu mussten die mit der Sache beauftragten erst einmal wissen, was überhaupt Betriebskosten waren und welche Ausgaben diesen zugeordnet werden konnten.
Damit es hier keine Schwierigkeiten bei dem Sammeln und Summieren in so manchen Köpfen geben sollte, so hatte schon damals eine Landesregierung bestimmte Aufstellungsmuster entwickelt, in die man nur noch Zahlen einzutragen hatte. Zusätzlich gab es da schon als Erlass eine schriftliche Ausfüllhilfe als Richtlinie zu einer weiteren Erleichterung für strapazierte Gehirne.
Dennoch soll es zu erheblichen Problemen gekommen sein, was daran lag, so redete man im Ort, dass einige der mit der Aufgabe betrauten Personen gar nicht rechnen konnte und man auch große Zweifel hegte, ob einige der Auserwählten überhaupt des Lesens kundig waren.
So mag das Dilemma wohl oder übel schon lange vor einem Ergebnis zu sehen gewesen sein und so kam es damals auch genau so, wie einige Bürger des Ortes es schon vorausgesehen hatten.
Was Betriebskosten waren, das ward trotz der Landeshilfen schwierig für die so Gebildeten zu verstehen und eine Aufstellung auf der Grundlage der doch sehr hilfreichen und schriftlichen Vorgaben ihrer Landesregierung zu erstellen, das funktionierte einfach nicht.
Da schon damals den Betriebskosten die Personal- und Sachkosten sowie auch die Investitionskosten und die hiermit verbundenen Zinsen und Abschreibungen gehörten, galt es jetzt eine sehr komplizierte Aufgabe zu lösen. Fachhilfe brauchte man nicht. Dennoch soll es sogar zu totalen Ausfällen der Rechenzentrale in einigen Köpfen gekommen sein.
Eine Sammlung von Rechnungen, das Sammeln von Personalkosten für zum Beispiel für die Löhne und Gehälter für Helfer 1, Helfer 2 und Helfer 3 bis 12 und die gesammelten Ausgaben für die Sachkosten, wie zum Beispiel Papier und Bleistifte, Heizung und Strom, erwies sich geradezu als besonders schwierig. Wie so Zahlen auszusehen hatten, das hatte man wohl nicht so genau gelernt. Da soll man sogar in der Lage gewesen sein, statt der Zahl 5 nur eine 3 zu schreiben. Das Übertragen von Summen aus vorliegenden Rechnungen ward völlig unbekannt und für die Mehrheit der „Rechner“ und „Könner“ bei ihrem Wissen auch völlig überflüssig.
Das Ergebnis der großen „Rechner“ wurde durch die Ruderer, den Schlagmann und sogar durch den Dr. Steuermann akzeptiert und vehement verteidigt und von diesen mit getragen. Beanstandungen ließen sie, die hohen Herren der großen Gewässer einfach nicht zu. Das Anlegen von Maulschellen soll aktuell geworden sein und das gute Verpacken der geschummelten Werte soll so mit guter Lüge dann auch umgesetzt worden sein.
Die Gruppe um den Schlagmann bemerkte damals nicht, dass das und von ihnen gewünschte Zahlen-Horrido letztlich zu einer Reduzierung der durch sie angesammelter Gelder führen sollte und zusätzlich den Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel für die Geschäftsbesorger, die noch zu Schmierenden und Bevorzugten erheblich schmälerte.
Schädigten sie sich selbst? Konnten sie selber nicht rechnen? Konnten sie nur vom großen Haufen nach dem Motto, du ein ich ein, verteilen? Wahrscheinlich!
Für Außenstehende war es schon schwierig den Beifall für das vollendete Werk zu verstehen.
Ihr Bürgerbote – 23. Ausgabe - Entwurf -- C2010 Siegfried Kümmels kleine Geschichten
Die Orte der Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen und Ähnlichkeiten mit real existierenden Orten sind rein zufällig.