Ihr Bürgerbote
kleine Geschichten von der Ostsee.
von Siegfried Kümmel
Während eine seichte Briese einen Segler über das weite Wasser der blauen Ostsee nordwärts trieb und in der Nähe des nicht mehr so weit liegenden Strandes von einer Vielzahl von Möwen begleitet wurde, waren die Schatzräuber schon wieder einmal auf ihren so bekannten Raubzügen im Orte unterwegs.
Still und ruhig war es in dem kleinen Ostseebad im Laufe der Jahre geworden und die einmal aufgenommene Begeisterung der Einheimischen, etwas gutes für ihren Ort machen zu können, war bei ihnen gewichen. Hatten sie doch erkannt, dass ihre Entwicklungsinteressen von einigen „Mannen“ erst klein gehalten und dann völlig zerstört worden waren.
Der sich um sie herum bewegende Sumpf hatte das Aufkeimen guter Gedanken erstickt und nur die räuberische Saat war umgeben von Lüge und Betrug aufgegangen. Die Zeit hatte das immer Frecherwerden der kleinen Bande gefördert. Diese brauchten sich nicht mehr, so wie zu Anfang, in irgendwo dunklen Räumen zu treffen. Sie waren nun die Denker und Führer, die Bestimmenden und Diktatoren, verfügten über jeden denkbaren Freiraum zum Ausbremsen einer und jeder möglichen Meinungsbildung.
Die Schatzkiste der kommunalen Institution betrachteten sie als die ihre und mit dem Inhalt konnten sie, so wie es ihnen in den Unsinn kam, nach Gutdünken verfügen, konnten mit dem Gelde hausen und alles das bezahlen, was von ihnen höchst persönlich ausgewählt und mit der Bezahlung genehm ward.
Doch hier und da hatten sie im Eifer der Gier nach Macht und Geld den Überblick verloren und hin und wieder waren auch für sie aufkommende Probleme nur durch Bezahlung mit richtigem Geld lösbar. So lösten sie eine Sache, die so wie sie gelöst wurde, zu einer Geschichte aus dem Tollhaus aufstieg.
Da hatten die „Mannen“ vor vielen Jahren einen Acker gefunden, der sich nach ihrer Auffassung gut zu Bauland durch Wandlung eignete.
Das sich Grund und Boden im Eigentum eines Dritten befanden, das spielte für die Umsetzung des für sie als gut befundenes Geschäft gar keine Rolle. Sie teilten den Acker in Parzellen, legten einen Weg durch den Acker, erkoren einen Teil der Gesamtfläche als nicht zu bebauendes öffentliches Grün, legten ihre Vorlagen in Geld auf die bebaubaren Flächen um und verscherbelten dann, aus ihrer Sicht und Betrachtungsweise, das Eigentum Dritter als voll erschlossene Bauparzellen, aus wenig wurde plötzlich mehr und viel.
Jahre später fiel das so gemachte Geschäft ihnen unerwartet und ganz plötzlich auf die Füße.
Der Eigentümer von Grund und Boden hatte durch ein Urteil des für die Sache höchsten Gerichts seine berechtigten Ansprüche durchsetzten können und es waren die erhaltenen Gelder aus dem tollen Geschäft inklusiv der gemachten „Gewinne“ sofort an den Eigentümer unmittelbar und rückwirkend sofort auszuzahlen. Aus Angst vor dem Kerker geschah die Herausgabe der gesetzeswidrig erhaltenen Gelder sofort und aus Gründen der Eile auch schön fehlerhaft. Das führte letztlich zu weiteren, jedoch sehr zweifelhaften Nachforderungen des Eigentümers.
Damit keine hohen Wellen durch den Ort des Geschehens schwappen sollten, bezahlte der Schlagmann der Rudergemeinschaft einen hohen Betrag durch den Griff in die Schatzkiste. Den Rest seiner „Ruder-Mannen“ hatte er nicht über sein alleiniges Abgreifen informiert.
Schwand seither das Vertrauen?
Noch heute, so munkelt man, sollen im tiefen Sand zwei Wächter auf einer Kiste sitzen.
Ihr Bürgerbote – 24. Ausgabe - Entwurf -- C2010 Siegfried Kümmels kleine Geschichten
Die Orte der Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen und Ähnlichkeiten mit real existierenden Orten sind rein zufällig.