Ihr Bürgerbote
kleine Geschichten von der Ostsee.
von Siegfried Kümmel
Während die Platzhirsche in den Dünen des Ostseestrandes um den Erhalt ihrer Macht im Gedränge der vielen Möchtegerne halbstarker Junghirsche in hoher Brunft kämpfen mussten, geschah in einem kleinen Ort hinter den Dünen schon fast das Unfassbare.
Wie das Meer aus der Tiefe so einiges an den Strand spült und so für Überraschungen sorgt, so schwappte mit der Flut die nicht zur Ruhe gekommene Gerechtigkeit den Machern einer kleinen Gemeinde plötzlich und unerwartet auf den Tisch.
Hatten sie in der Vergangenheit nie daran gedacht, dass sie noch vor dem Ablauf der durch den Gesetzgeber vorgegebenen Verjährungsfristen in der Sache der Verhökerung von gemeindeeigenen und treuhänderisch verwalteten Grundstücken einmal eingeholt würden.
Wer da der Meinung war, dass nun die Mitglieder der durch Tat und Handlung geschweißten Truppe charakterstark sich zu ihren in der Vergangenheit begangen eigenartigen Handlungen bekannten, der konnte feststellen, dass ein Meinungs-Chameleon die Ströme in den Hirnen einiger Köpfe verändert haben musste.
Plötzlich sollten andere, also nicht beteiligte Dritte, an dem Dilemma schuld gewesen sein. Auch eine vor vielen Jahren von höchster Stelle auferlegte Anorderung zur Nachbesserung von Kaufverträgen, zum Zweck der Verringerung finanzieller Schäden, war angeblich nicht bekannt.
Das Landesrecht hatten sie durch ihre Meinungsbildung nicht so richtig verstanden und mit dem Kommunalen Haushaltsrecht und dessen Umsetzung konnten sie sich nicht anfreunden.
Zum Wohle ihrer Gemeinde hatten sie doch alles getan, um das von ihnen Erdachte auf der Grundlage ihres Denken, Handeln und Auswählens umzusetzen und dann - - - zu verbuddeln.
Den Verlust der Gemeinde in Geld, in der Form von Draufzahlung an den Eigentümer der treuhänderisch verwalteten Grundstücke, hatte doch die Kasse der Gemeinde bisher jahrelang ohne murren ausgeglichen und die Verhökerung der vielen gemeindeeigenen Grundstücke, mit Einnahmeverlusten zu Lasten der Gemeinde in 6 bis 7stelliger Zahl, war völlig aus den Blickwinkeln genommen und in gemeinschaftlicher Verschwiegenheit gut in den Räumen der ewigen Ruhe untergebracht.
Sie zählten sich mit Eigenruhm zu den auf Verjährung wartenden und hatten sich als “Die unter den Tischkehrer“ persönlich bei den Verhökerungsaktionen nicht bereichert. Sie hatten doch nur Grundstücke an die von ihnen auserwählten Käufer zu Spottpreisen verkauft, den Stimmenreserven parteilicher Ansichten gewisse Vorteile bei der Bildung von Vermögen verschafft und persönlich nichts bei dem „Geschäft“ draufgezahlt.
Die Fehlbeträge aus nicht vereinnahmten Verlusten zahlten die Bürger der kleinen Gemeinde.
Jeder für sich und jeder für wenige! Es zahlten auch die, die nicht zu den Auserwählten zählten und die keinen Quadratmeter des so billigen Landes je erwerben durften.
Der nur an zwei Händen zu zählende kleine Kreis damaliger Käufer des so billig erworbenen Landes, der später zur Kasse gebeten wurde und nachzahlen hatte, der hatte in den Köpfen der Macher, ganz einfach Pech gehabt.
Gleichbehandlung in Vollendung?
Ihr Bürgerbote – 26. Ausgabe - Entwurf -- C2011 Siegfried Kümmels kleine Geschichten
Die Orte der Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen und Ähnlichkeiten mit real existierenden Orten sind rein zufällig.