Ihr Bürgerbote
kleine Geschichten von der Ostsee.
von Siegfried Kümmel
Das sonst so bewegte Wasser der nahen Ostsee schwappte seicht hin und her und die Möwen kreisten heftig kreischend unter dem blauen Winterhimmel. Irgend etwas lag in der eisigen Luft und es musste etwas geschehen sein, womit nicht nur die Bewohner des direkt am Strand gelegenen kleinen Ortes gerechnet haben sollen.
Doch was war es, was die Geschichtsschreiber der damaligen Zeit aus ihrer angeborenen Ruhe gebracht haben soll? Bei ihren eifrigen Fragen nach Neuigkeiten sollen sie schier in Unglaube und Hektik verfallen sein.
Tage der Ungewissheit sollen vergangen sein und keiner soll so genau gewusst haben, um was es da eigentlich gegangen war. Der seinerzeit schon gut funktionierende Buschfunk soll die eine oder andere Version unglaublicher Geschehnisse in den Umlauf der sonst nur eingeweihten Zuhörer getrommelt haben, doch klare und genaue Töne der Trommeln sollen nach außen hin nicht zu vernehmen gewesen sein. Auch soll damals eine veröffentlichte Bekanntmachung im regionalen Mitteilungs- und Informationspapier zu erheblichen Diskussionen bei den nicht so gut informierten Bürgern der kleinen Ortschaft geführt haben.
Da soll doch ein großer Kapitän von sich aus und ohne jeden erkennbaren Zwang seiner auf ihn eingeschworenen Mannschaft, seine Großmacht abgegeben und die Kommandobrücke verlassen haben. Als der ausführende Macher und Umsetzer seiner Vordenker, Steuerleute und Ratgeber soll er sich dann auf die Insel der verdienten Freizeitgenießer aus nicht ganz so klaren Gründen zurück gezogen haben.
Vieles soll er nicht vollendet oder noch im Morast seiner Irrfahrten stecken gelassen haben. Unbequeme Gegner seiner Interessen soll er noch vor seiner und nur für ihn bekannten Aktion erheblich belastet haben, so dass sein Umzugskarren mit den Altlasten der eigenen Tat aus der Vergangenheit nicht allzu schwer beladen gewesen sein soll.
Seine zurückgelassenen Mitruderern und Genießer bestimmter Vorteile sollen wie eine kleine Feiergruppe sich bei herrlichstem Sonnenschein schon kräftig die Hände aus Freude über die für sie in Betracht zuziehenden neuen Fellstücke gerieben haben.
Während die einen, den in die Freizeit ziehenden nicht nachgetrauert haben sollen, sollen die mit Freude erfüllten anderen bereits große Feste gefeiert haben. Zu den Feiernden sollen einerseits die Erfreuten über den das Schiff verlassenden Kapitän und andererseits die an die Macht bereits hungrig wollenden Möchtegerne gewesen sein.
Von diesen soll wieder ein Jeder seine Chance gewittert haben, um mit einigen, doch damals üblichen Tricks, an die so gut behütete Schatzkiste der Ruderer und Mitruderer zu gelangen, obwohl das Krähennest schon längst von aufmerksam ausschauhaltenden Hackern besetzt gewesen sein soll.
Da sollen bereits im Vorfeld des Geschehens in geheimen Sitzungen die Felle und Spielfelder, unbesehen von Fachwissens, Sachkunde und Intelligenz, neu verteilt worden sein und was nicht so passend ward, soll passend gemacht worden sein.
Für die damals bevorstehend neue Marsch- und Ruderrichtung soll da der eine oder andere, der nicht für die neuen Umsetzungen unter vollen Segeln in brausenden Stürmen auf offener See zu gebrauchen oder schon mit gewissen Macken belastet ward, auch einfach über Bord geworfen worden sein. So einige ehemalige Mitruderer sollen, da nicht mit Rettungsmitteln ausgestattet, das rettende Ufer nur sehr schwerlich erreicht haben.
Ihr Bürgerbote – 28. Ausgabe - Entwurf -- C2011 Siegfried Kümmels kleine Geschichten
Die Orte der Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen und Ähnlichkeiten mit real existierenden Orten sind rein zufällig.