Ihr Bürgerbote
kleine Geschichten von der Ostsee.
von Siegfried Kümmel
Sonderausgabe 003
Die Dame aus Dorfkirch erschien, nachdem sie sich den Bauch in einer örtlichen Gaststätte so richtig voll geschlagen hatte, tatsächlich, gut gelaunt und frohen Mutes, in der doch großen Runde versammelter Mitglieder einer kleinen Ortspartei in einer Bädergemeinde an der schönen Ostsee.
Ihren Bericht, den sie beabsichtigte zu halten, musste sie gut vorbereitet haben. So konnte sie mit einer Menge von Worten über viele Einzelheiten aus der Arbeit der Zielperson aus der grauen Vorzeit berichten.
An die Ohren der Zuhörer gelangten so viele gute und auch einige schlechte Informationen über die Person, über die doch die kleine Gemeinschaft der tapferem Wähler eigentlich sehr viel mehr Schlechtes erfahren wollte.
Die Berichterstatterin aber konnte ihre Begeisterung über den Einsatz der in ihrem Vortrag erwähnten Person, über die sie berichtete, nicht völlig unterdrücken und so plauderte sie über die schönsten Zeiten, sprach über die guten Leistungen und erzählte über die hervorragenden und familiären Kontakte, die sie mit der damaligen Lebensgemeinschaft, der Lebensgefährtin und der Kinder einschließlich der in ihrem Vortrag erfassten Person doch gehabt hatte.
Sie konnte sich auch daran erinnern, dass eines guten Tages die so gute Stimmung umgeschlagen und es plötzlich mit dem schönen Leben vorbei war. Graue Wolken hatten über die Region gemeinschaftlicher Leistungen den Himmel verdunkelt und es war von heute auf morgen mit dem heiklen Sonnenschein vorbei.
Die Lebensgefährtin der in ihrem Vortrag auserwählten Person wurde zur Hexe, die in ihrem Vortrag ausgesuchte Hauptperson zu einem Schädiger. Wohl nur deshalb, da sie selbst eine hohe Summe von über 20.000 Taler an nicht abgeführter Steuer an das zuständige Finanzamt damals zu bezahlen hatte.
Was hatte sich die große Dame aus Dorfkirch denn da zurecht gelegt? Hatte sie im Laufe der vielen vergangenen Jahre wichtiges vergessen? Manipulierte sie jetzt und lenkte von den tatsächlichen Geschehnissen ihres persönlichen Profitdenkens ab?
Die Geschichte dieser Zeit brachte dann doch noch einiges an das Licht, und zur Ergänzung des Berichtes der Dame aus Dorfkirch wurden einige tatsächliche Geschehnisse bekannt.
Da soll es doch einen örtlichen und sehr aktiven Verein gegeben haben, für den die Berichtserstatterin und die in ihrem Vortrag erfasste Person inklusiv Lebensgefährtin aktiv tätig gewesen sein sollen. Der Verein soll gemeinnützig tätig gewesen sein und soll, von dem Teil der Gemeinnützigkeit getrennt, einen Betrieb mit wirtschaftlichen Einnahmen in nicht geringer Höhe, nämlich einen Campingplatz betrieben haben.
Der Verein soll auch im Wirtschaftsteil örtlich Veranstaltungen, so u.a. auch Großveranstaltungen durchgeführt haben. Hiermit soll der Verein ebenfalls nicht unerhebliche Einnahmen erzielt haben.
Viel Geld also, für das man schon einige Arbeitsplätze vor Ort und für den erforderlichen Service aus der Mitgliedschaft des Verein bereitstellen konnte.
Wer da aber gedacht haben sollte, das diese gute Lösung von Dauer ward, der irrte kräftig.
Die Berichterstatterin soll schon dafür gesorgt haben, dass die Geschäfte mit den großen Einnahmen in ihren Familienbesitz gekommen sein sollen. Der Verein soll dann aufgelöst und die große Dame soll sogar Besitzer und Betreiber des ehemaligen Vereins-Campingplatzes geworden sein.
Diesen soll sie, wenn sie unternehmerisch nicht gestorben ist, noch in der heutigen Zeit betreiben.
Ihr Bürgerbote – Sonderausgabe 003 – Entwurf 13.11.2010 -- C2010 Siegfried Kümmels kleine Geschichten von der Ostsee.
Die Orte der Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen und Ähnlichkeiten mit real existierenden Orten sind rein zufällig.