Es gab einmal auf einer Halbinsel vor langer, langer Zeit, einen kleinen Ort , an dem sich in regelmäßigen Abständen eine kleine Gruppe männlicher Anwohner der Orte, die auf der Halbinsel lagen, traf.
Nicht normal war der Zeitpunkt der Zusammenkunft und die von jedem einzelnen Mann getragenen Gedanken, heimlichen Wünsche und Sehnsüchte.
Um mitternächtlicher Stunde und nur bei Vollmond hatte die Gemeinschaft doch nur ein Ziel, nämlich gemeinsam und in inniger Ruhe, den vollen und hellen Mond, hoch über dem Bodden stehend, anzuschauen.
Ein solches Licht bei dunkler Nacht und für immer im Dorf zu haben, das war ihr Traum, den zu erfüllen, dazu waren sie zu allem bereit.
Eines Nachts, wieder einmal stand der Mond mit seiner ganzen Pracht über dem Gewässer, erschien, aus dem hohen Rohr kommend, plötzlich und unerwartet, eine alte Frau an dem Ort der stetigen Ruhe und des innigen Friedens, an dem Ort der Sehnsucht und Träume.
Obwohl offensichtlich alle der in den Mond blickenden Männer durch das Erscheinen der Alten überrascht waren, war keiner von ihnen in der Lage, eine Frage an die so plötzlich Erschienene zu richten.
Keiner der Mannsbilder hatte das alte Weib bisher in seinem Dorf gesehen, keiner kannte sie und selbst bei Einkäufen in der nahen Stadt, hatte sie bisher noch keiner erblickt.
Die Alte aber war schlagfertig und pfiffig.
Sie kannte genau die heimlichen Wünsche dieser Männer und bevor nur einer der Anwesenden auf die Idee kam, an eine Frage zu denken, sie zu formulieren und letztlich zu stellen, machte sie, ohne ihre plötzliche Anwesenheit näher zu begründen, bereits die ersten Vorschläge:
"Wollte ihr den Mond in den Händen tragen, so müsst ihr ihn runterholen und wollt ihr sein helles Nachtlicht besitzen, so müsst ihr das jetzt, unmittelbar und ohne jeden Zeitverlust bewerkstelligen.
Fragt nicht nach dem wie und womit - seit einig in den Gedanken - macht es, macht es sofort.
Nur dann, wenn ihr alle einig seid, wenn jeder von euch mit einem gleichen Teil an Mondlicht zufrieden ist, wird euch das auch gelingen.
Streckt die Hände ausgebreitet, zum Mond gerichtet aus, greift dann zu!
Tragt das Licht in euere Dörfer und ihr werdet es in der Nacht nicht mehr dunkel haben.
Doch wisset. Bei dem, der die Einigkeit aller verlässt, wird unverzüglich kein Licht mehr in der Nacht in seinem Dorf scheinen."
So wie die Alte erschienen war - verschwand sie.
Die Männer aber brauchten nicht lange zu überlegen. Sie waren einig und setzten das ihnen aufgetragene unmittelbar in Tat um. Sie streckten ihre ausgebreiteten Hände in die Richtung des Mondes und griffen zu.
Siehe da, ein jeder der Anwesenden hielt einen Teil des Lichtes in seinen Händen. Ihr Traum war Wirklichkeit geworden.
Schnell trennten sie sich und es eilte ein jeder in sein Dorf.
Seit jener Nacht waren die Strassen in den Orten auf der Halbinsel hell erleuchtet.
Doch da, wo es des Nachts im Dorfe wieder dunkel blieb, hatte einer der Männer die Einigkeit verlassen.
Gäbe es heute kein elektrisches Licht, so wären die Orte auf der Halbinsel in der Nacht........................