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Geschichten von Siegfried Kümmel

Nachruf – der Eiche von Dierhagen.

In unserem Dorf, dem Ostseebad Dierhagen, stand einst einmal ein stolzer, großer und auch alter Eichbaum. Als einsamer Straßenbaum seiner Gattung hatte er sich an diesem Standort weit mehr als über 300 Jahre gegen die rauen Stürme, negativen Umweltbeeinflussungen der Autoabgase und seinen direkten Nachbarn, den starken Linden, wehren können, hatte in seinem bisherigen Baumleben die Bürger der Gemeinde in jedem Frühjahr wiederkehrend durch sein frisches Grün erfreut und diese im Herbst mit seinen Früchten, den herrlichen Eicheln, und seinem großzügig verteiltem Laub gut beschäftigt.

Doch irgendwie hatte der Zahn der Zeit an ihm genagt und seine Gesundheit verschlechterte sich Jahr um Jahr. Gerade im Laufe der letzten Jahre, sogar erheblich. Sein starker Stamm faulte von innen und die Wunden der durch die starken Stürme abgebrochenen starken Äste waren nicht mehr verheilt.

Dort, wo sich ein Baum durch Wachstum selber hilft, waren bereits tiefe Löcher bis hinein in das Stamminnere entstanden, so dass das darin stehende Wasser, hineingekommen durch Regen, den Faulungsprozess des Stammholzes bis hinein in den Kern jahrelang unterstützt hatte.

Was einst so stolz, so groß und mächtig, wurde nun zur Gefahr.

Eine Begutachtung seines kranken Innenlebens erfolgte. Die umfangreiche Gesundheitsprüfung fiel für ihn, den kranken alten, negativ aus. Aus Gründen der allgemeinen Sicherheit für die Bewohner und Autofahrer wurde so wegen der hohen Gefährdung über seine Fällung und Beseitigung entschieden.

Im Dezember des Jahres 2008 rückte für ihn die Freiwillige Feuerwehr des Ortes mit der Kettensäge und schwerem Gerät an.

Mit einer hydraulischen Hebebühne hob man sich in die Kronenäste des Baumes empor und sägte dort Stück um Stück der starken Äste ab. Es dauerte nur eine kleine Weile - und schon stand der Hauptstamm ohne Astarme da. Durch die Hilfe eines Autokranes wurde man auch mit der Restarbeit zügig fertig.

Diesen Baum, die stolze Eiche aus dem Dorf, gibt es seither nicht mehr.

Möge aus dem zur Holzgestaltung gerettetem Astwerk das eine oder andere aus dem Rest dieses stolzen Eichbaum entstehen und stets die guten Erinnerungen an ihn erhalten.

C 2008